ISE - Exploration Diver Level 1
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- Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 09. Juli 2017 21:20
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Spätestens nach unserem 74min-Tauchgang im Dezember 2008 im Starnberger See (35min Deko bei 4-8°C Wasser) war es für Hiasl und mich klar: so geht’s nicht weiter, ein Dekogas muss her. Da wir beide ja schon länger mit den Gedanken spielten, eine Ausbildung in Richtung Deko-Tauchen zu machen, war der Wunsch dann auch schon sehr konkret. Blieb “nur” noch die Frage zu lösen, bei welchem Instructor soll die Ausbilndung gemacht werden. Ein Teil der Diskussion wurde im Forum von Deep-Down-Under ausgetragen. Letztendlich haben wir uns beide auf Achim Schlöffel geeinigt. Warum?
Er spricht deutsch (nicht das jetzt Englisch als Unterrichtssprache für uns ein Problem gewesen wäre), er wohnt in München, seine Ausbildung baut (egal nach welchem Verband er ausbildet) auf dem DIR-System auf, und…. er ist sicher einer der weltweit besten Tech-Ausbilder.
Allerdings war auch akkurat in diesem Zeitraum bekannt geworden, dass er GUE verlassen hatte. Da er aber die ganze Zeit schon auch TDI-Ausbildung machte, dachten wir uns: “Na macht ja nix, mach’ma halt den Advanced Nitrox + Decompression Procedures, das wäre genau unsere Kragenweite.”
Zwischendurch sickerten verschiedene Gerüchte durch, dass Achim seinen eigenen Ausbildungsverband auf die Beine gestellt hätte: ISE InnerSpace-Explorers.
Also stellte ich den Kontakt her und wir trafen uns zum Vorgespräch. Schnell wurde uns beiden klar: wir machen den ISE Tech1 (oder “Exploration Diver Level 1″), also den “kleinen” Trimix-Kurs anstatt des TDI-Kurses. Warum? Weil es ja eigentlich nicht mehr viel Unterscheid macht, ausrüstungstechnisch und von der Theorie her. An Ausrüstung fehlte uns zum Trimix-Tauchen ja wirklich nur noch das Flascherl für’s Anzuggas. Der ISE-Kurs wäre auch viel intensiver, und viel DIR-mäßiger als der TDI-Kurs. Und nach längerer Diskussion war uns auch klar, das normoxisches Trimix ja nun wirklich nicht das große Hexenwerk ist. Dass Luft oder schwaches Nitrox als Bottom-Gas eigentlich nicht optimal ist, war uns schon länger klar. Warum dann nicht gleich den Umgang mit dem “richtigem” Gas erlernen? Lernziel des Kurses ist das Dekotauchen mit normoxischem Trimix oder Triox mit >20% O2 (also in der Regel 21/35, kein 18/45), nur ein Dekogas (EAN50, kein 100% O2), nur eine Stage (also Bottomgas im Rückengerät, keine Bottomstage). Zitat Achim auf meine Frage, warum nur eine Stage: “Ihr werdet im Kurs froh sein, dass Ihr nur eine Stage dabei haben müsst!” . Aufgrund der generellen Limits von ISE für pO2=1,2bar und END=30m ergibt sich eine maximale Tauchtiefe von 50m.
Ganz nebenbei gibt es die entsprechenden TDI-Bröwähs noch oben drauf, da es ja evt. sein kann, dass irgendeine Basis das ISE-Kärtchen nicht anerkennt. Aus terminlichen Gründen wurde der Kurs auf mehrere Abschnitte aufgeteilt.
Erster Teil (20.03. – 22.03.2009)
Walchensee, Pension “Schilcher Alm”
Drei Tage Theorie, am Freitag ganztags, Samstag und Sonntag jeweils vormittags.
Am zweiten Tag nachmittags der sogenannte “Break-Down-Dive”
Walchensee Steinbruch. Auf dem Parkplatz lag noch 1/2 m Schnee, das Wasser war ar***kalt (4°C) aber glasklar,
Mit dabei war an diesem Tag noch Norbert Eder, einer von Achims Instructor-Trainern.
Bevor es ins Wasser ging wurde unsere Ausrüstung von Achim genau beäugt. Obwohl wir uns ziemlich sicher waren, dass wir das DIR-System schon recht gut intus hätten (zumindest was die Ausrüstung angeht), wurden von Achim doch noch ein paar Kleinigkeiten bemängelt: Befestigung des Gummischnürls am Backup-Regler, Größe der Boltsnaps an der Stage, Messer, Schere. Hiasls Harness war ihm nicht eng genug und die Schulter-D-Ringe waren zu weit unten etc. Auch lernten wir etwas bezüglich Schlauchführung an den Ersten Stufen des Doppelgerätes. Sehr interessant
Dann folgte das Briefing für den Tauchgang:
Wir sollten mit Reel in eine gedachte Höhle hineintauchen und dabei Leine legen. Also simuliertes “overhead enviorment”, direktes Auftauchen geht nicht; es muss unbedingt bis zum Ausgang zurückgetaucht werden, egal was grad passiert. Achim meinte noch grinsend, dass der Tauchgang kaum länger als 2-3min dauern würde bis wir “tot” wären. Das längste, was er in 10-jähriger Praxis jemals gehabt hätte, wären 9min gewesen.
Wir haben 6min ausgehalten.
Insgesamt waren wir zweimal “tot” (oder dreimal? ich weiß es nicht mehr so genau), nach gut 40min hatten wir beide keine Masken mehr,Hiasl kein Gas, ich nur eine Flosse und offene Schuh-Bandl, Licht war aus und wir mussten fast blind noch einen Aufstieg am “Höhlenausgang” machen, nachdem wir uns mehrmals aus der verhedederten Leine befreien mussten. Die Zeit dazwischen haben wir natürlich ganz cool mit Nasenbohren und UW-Uno-spielen verbracht, is ja eh klar, oder . Insgesamt gab es in diesen 40min ca. 25 “Fehler”. Also alle ein bis zwei Minuten was neues zum amüsieren
Absolut bewundernswert finde ich Achims (und auch Norberts) Fähigkeit, aus dem Nichts auf einmal da zu sein und irgendwelche “Fehler” entstehen zu lassen (Maske weg pflücken, Stage-Karabiner aufmachen, Leine um die Ventile wickeln, Air-Gun von hinten an die Brücke halten etc.), gleich daruf schwebt er regungslos und rückwärts paddelnd vor uns und schlägt das Kreuzzeichen, wenn wir wieder mal “tot” sind. Die Skill-Videos auf the-inner-space.com geben nur einen kleinen Vorgeschmack auf sein Können. Das muss man wirklich mal in echt gesehen haben
Am dritten Tag wurde uns im Praxisteil der neue Ventil-Drill von ISE beigebracht, den wir natürlich auch gleich vorführen hätten sollen. Bei diesem Tauchgang haben wir uns allerdings wirklich nicht mit Ruhm bekleckert.
Das flaue Gefühl im Magen, dass Hiasl schon das ganze Wochenende begleitete, war an diesem Tag dahin gegipfelt, dass Hiasl sein Mittagessen zur Hälfte stehen ließ. Er wäre beinahe zum spei’m gegangen, so schlecht war ihm.
Aufgrund dieser Anspannung ging der Tauchgang auch voll in die Hose: keine Rückenspannung, kein Trimm, keine Tarierung, Ventile konnten nicht bedient werden, totaler Murks halt.
Achims Kommentar, als wir wie begossene Pudel aus dem Wasser krabbelten: “Mädels, ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht für Euch. Die Gute lautet: Es gibt auch noch andere schöne Sportarten!”
Na super! Aber wo er recht hat….
Im Trockenen durften wir noch lustige Leinenspielchen machen. Achim und Norbert spannten mit dem Reel einen Kurs zwischen Parkplatz und Carport. Es gab Kreuzungen und auch Jumps.
Wir sollten nun mit offen Augen den Kurs abgehen. Danach einzeln mit verbundenen Augen und zum Schluß im Team. Auch diese Übung war sehr lehrreich.
Immerhin hatten wir jetzt fünf Wochen Zeit zum Üben bis es wieder weiter ging. Die Zeit nutzten wir auch; wir waren insgesamt 8 mal im Wasser und übten Ventil-Drill, Freiwasseraufstieg mit und ohne Boje und Gaswechsel etc. Außerdem setzten wir Achims Tips zum Gängigmachen der Ventile in die Praxis um.
Am 05.05. gab es noch einen Tauchgang, der für tags drauf geplante fiel “ins Wasser”.
Am 09. und 10.05. trafen wir uns wieder am Steinbruch und sollten/durften bei einem anderen Tech1-Kurs mittauchen. Der Schnee war natürlich weg, das Wasser in den oberen Schichten immerhin schon 10°C, dafür war die Sichtweite max 2m
Dave, das arme Opfer, war mit seinem “Break-Down-Dive” dran und musste diesmal für uns die Leine legen und wir sollten dann zu dritt aus 10m einen Freiwasseraufstieg machen, mit Boje und Gaswechsel, dazwischen gab’s natürlich wieder jede Menge “unvorhergesehenes”: “abströmendes Gas” an der Brücke, Maske ab, Gas weg, Backup-Maske ab, in Leine verheddert, wieder Gas weg, Stage weg usw. usf.
Zum Schluss waren von insgesamt sechs Masken fünf weg (Ich hatte noch eine), Hias hatte wieder mal kein Gas (und auch keine Stage, keine Ahnung, wie Achim das geschafft hat, ohne dass er es merkte) und wir “schwebten” im Freiwasser und versuchten irgendwie den Gaswechsel durchzuziehen, bis ich bemerkte, dass Hias ja gar kein Dekogas mehr dabei hatte. Ich war übrigens bei diesem Tauchgang die ärmste Sau von uns dreien, weil ich eben alles noch hatte (Rücken-Gas, Maske, Stage, Boje) und somit aber auch die Führung übernehmen musste, während Dave und Hias mehr oder weniger an mir dran hingen und die Tiefe zu halten versuchten.
Der Tauchgang am zweiten Tag war ähnlich. Diesmal hatte Hias zwar seine Stage behalten können, aber den O-Ring an der Verschraubung zur Zweiten Stufe des Stage-Reglers hatte es zerrissen, warum auch immer. (also in diesem Fall ein echter Fehler )
Aber inzwischen hatten die meisten “Fehler” ihren Schrecken verloren, es wurde halt entsprechend reagiert und gut is (naja, mehr oder weniger). Im richtigen Leben hätte Hias die Deko halt mit Ventil-Atmung durchgezogen, oder wenn ihm das zu blöd geworden wäre, hätte er mit Rückengas dekomprimiert mit entsprechend längerer Deko, was soll’s.
Was noch nicht wirklich gut klappt ist die Kommunikation im Dreier-Team und die Festlegung der Aufgabenverteilung bei sich änderden Bedingungen und das zackige Fällen von Entscheidungen. Aber auch das werden wir bald aussortiert haben.
Erwähnen möchte ich noch den netten, freundschaftlichen Umgangston. Es gab kein Kasernenhofgeschrei oder blöde Sprüche (naja, bis auf den einen nach dem vergeigten Tauchgang, aber den hat’s ja auch wirklich gebraucht). Kritik wurde immer konstruktiv vorgebracht, und es gab Lob (wo es berechtigt war).
Nach jedem Tauchgang gab es ein ausführliches Debriefing, wenn möglich mit Analyse der während der Tauchgänge gemachten Video-Aufnahem, alle Defizite wurden aufgezeigt, erläutert und Lösungsmöglichkeiten erklärt.
Nach einer längeren Unterbrechung hatten wir am 11. und 12.07. endlich unsere beiden letzten Tauchgänge. Zwischenzeitlich hatten Hias und ich mehrfach Gelegenheit, das bisher erlernte zu “vertiefen” Auch mit “richtigen Gas” (die TDI-Brevets wurden uns von Achim schon mal ausgestellt, zumindest vorläufig).
Am Samstag 11.07. fand mit Norbert (Achims Vertretung) an der Seeburg ein sog. “Check-Dive” statt.
Norbert wollte alles sehen, was wir bisher so gelernt haben, also Ventil-Drill, Leinenarbeit, Lampenkommunikation, Teamwork etc., und ein paar “unvorhergesehene Dinge” waren natürlich auch dabei Danach kam der, erst am Tag davor nochmals geübte, Freiwasseraufstieg aus 25m dran, natürlich mit 3m/min., Boje in 18m, Gaswechsel in 6m mit allem was da so dazugehört.
Nach der (diesmal) kurzen Nachbesprechung (“Da gab’s eigentlich nimmer viel zu verbessern…”) wurden wir mit dem Hinweis, dass der Abschlusstauchgang ein reiner Fun-Tauchgang sein werde, entlassen.
Puuuh! Fast geschafft!
Am Sonntag war dann also der große Tag.
Achim wollte von uns eine komplette und saubere Tauchgangsplanung sehen. Die bekam er auch: Zieltiefe, minimum gas, Grundzeit, Dekoplan, Dekogas, Gase analysieren usw. usf.
Wir bekamen keine konkrete Aufgabenstellung, sondern sollten einfach nur unser Ding machen. Und dann danach tauchen.
Das taten wir dann auch. Achim hatte an diesem Tag übrigens ein ganz besonders gewagtes Outfit: blau-schwarzer Anzug (CF200), blau-gelbes Wing (Halcyon “Ikea-Edition”) und dazu eine feuerwehrrote D12
Wir bekamen diesmal 7L-Stages anstatt unserer eigenen 80cuft.- bzw. 10L-Flaschen. Sehr angenehmes Tauchgerät, muss ich schon sagen.
Achim meinte dann noch, dass es diesmal keine “unvorhergesehene Dinge” geben werde, wenn etwas passiere, dann wäre es real. Und so kam es dann auch….
Wir tauchten also an der Seeburg runter, Achim war unsichtbar, und in 50m ging es nach links weg und beim Panther wieder hoch. Keine besonderen Vorkommnisse
Beim Gaswechsel auf das Dekogas in 21m wurde es dann allerdings spannend: Wie gelernt drückte Hias bei zugedrehtem Ventil (aber natürlich Druck auf der Ersten Stufe) die Luftdusche des Stage-Reglers und drehte dann das Ventil wieder auf.
Da blubberte es los.
Zuerst dachten wir an das Drehgelenk des Finis. Hias schnitt die Schnur ab, mit der das Fini an der Ersten Stufe festgemacht ist, hilft nix.
Es blubbert direkt am Anschlussgewinde raus. Also Handrad nachgezogen, hilft immer noch nix.
Erste Stufe ab und wieder dran geschraubt, blubbert immer noch.
Hias wollte sich schon fast in sein Schicksal ergeben und mir anzeigen, dass er halt dann auf dem Rückengas dekomprimieren würde (was doppelte Dekozeit, in diesem Fall gute 40min, bedeutet hätte), da meinte ich “Los! Probier’s nochmal!”
Also Erste Stufe komplett abgeschraubt, O-Ring ist noch drin, wieder angeschraubt und fest angedonnert, dicht!
Ufff!!!
Jetzt hamma’s geschafft!!!