Beinahe Tauchunfall

 

Hier möchte ich von einem Erlebnis berichten, welches mich zum umdenken bewegte. Dieser Tauchunfall
ging für mich und meinen Buddy zum Glück äußerst glimpflich aus. Aber hier zuerst einmal die Daten.

Daten von Hiasl:

Datum: 07.09.2006
Buddy: Andi
mein TG-Nr. 72 
max Tiefe: 40,0m
Tauchzeit: 20min. 
Temperatur: oben 21°C, unten 5°C (wie immer) 

Sicht: oben so lala, unten >10m (wie immer)
Ausrüstung: 12l/300bar (ich) bzw. 15l/200bar (Andi), jeweils zwei separate Regler, Hauptregler mit Longhose,
Backup mit Halsband, Andi mit Trocki und Halcyon-Wing mit Backplate, ich Halbtrocken und Cressi-Jacket.

Nach ausgiebiger Inspektion der AusrüstungsKonfiguration des jeweils anderen (Longhose, Backup-Regler,
Bleitaschen, Wing, Inflator etc.) tauchten wir an der Boje ab. Wie vereinbart untersuchte ich Andis erste Stufen
auf eine beim letzten TG festgestellte kleine Undichtigkeit alle 5m, da sich dieser Fehler in der Baderwanne nicht
reproduzieren ließ (siehe entspr. Thread). => Kein Befund. Wir sind dann weiter in die Wand reingetaucht:
Antonius-Bild, Halteverbotsschild, Kreuz. Eimer (!?, der war mir neu). Alles im grünen Bereich, Kommunikation mit
Handzeichen und Lampe war gut, kaum Anzeichen von Tiefenrausch, weder bei mir noch bei ihm.
Als die Nullzeit so gegen 3min. ging, fing Andis Regler auf einmal an abzublasen. Er signalisiert mir: Zudrehen!
Ich drehe zu, selbsverständlich den rechten Abgang, wo der Hauptregler dranhängt. Das war nur leider genau
falsch, da Andis Backup-Regler abgeblasen hatte, was ich in der Dunkelheit und wegen der ganzen Luftblasen
nicht gesehen hatte. Bis ich den Irrtum erkannte, war Andis Flasche auf 50bar. Er wechselt auf den Hauptregler,
nach zwei Atemzügen Handkante an die Kehle: Keine Luft! Ich gebe ihm meinen Hauptregler an der Longhose,
wechsle auf den Backup-Regler, und dann gemeinsam hoch, so schnell es der Computer zuließ. Zu diesem
Zeitpunkt zeigt das Profil meines Computers ein AMV von über 110l/min (wir beide zusammen)! Zum Vergleich:
ein paar Minuten vorher deutlich unter 20l/min. (ich alleine), was bei mir unter diesen Bedingungen
(Kälte, Dunkelheit, Tiefe) normal ist. Die Sichtverbindung zur Wand hatten wir zu diesem Zeitpunkt auch verloren,
d.h. Freiwasser-Aufstieg ohne Referenz mit Oktopuss-(Longhose)-Atmung (wie sagt man da jetzt?) aus gut 35m,
und das zieht sich. Das war kein Spaß! Luftverbrauch von unten bis zur Oberfläche gut 100bar, also 1200l.
Dabei haben wir unser AMV so ab 15m auf 50l/min drosseln können, aber die meiste Luft wird halt unten
verbraucht. Ich bin mit 52bar aus dem Wasser.  Erster Kommentar von Andi, als wir wohl behalten oben
angekommen sind: "Das war jetzt sehr lehrreich!" Recht hat er.

Meine Daten dazu:

Sind relativ zügig auf 40m runter.
Konnten bis zum Kreuz (vorbei am Antoniusbild, einem weissen Kübel und dem Halteverbotsschild) durchtauchen.
Habe auf 40m von meinem Hauptregler auf den Backup gewechselt. Beim ersten Mal alles OK.
Auch beim abtauchen zeigten meine 1. Stufen keine Luftperlen.
Nach eben diesem Wechsel hörte ich wieder das abperlen von Luft. Dies wurde mir auch von Matthias bestätigt,
Nach ca. 1-2min wechselte ich wieder von Primär auf Sekundär (beim letzten TG hörten da die Perlen auf).
Es war auch noch alles Ok. Dann wollte ich wieder auf den Primär-Automaten wechseln, dann geschah es.
Ich bemerkte, das mein Backup-Automat abbließ. Ich versuchte dies Matthias zu zeigen, doch zuerst bemerkte
er es nicht. Als ich dann meinen Backup vom Hals rieß, und ihm Matthias unter die Nase hielt, war ihm klar
was zu tun ist. Leider drehte er das falsche Ventil zu, und ich bekam leichte Luftnot.
Dies zeigt ich ihm sofort an, worauf er ebenfalls sofort reagierte.
Ich hing dann also an seiner LongHose (war sehr praktisch) und konnte mich wieder ein bischen sammeln.
Aber dann bemerkte ich das mein Fini nur noch 70Bar anzeigte. Das auf 40m !! Nicht gut !!
Also, Aufstieg mehr denn je einleiten. Sind dann langsam ohne anzeichen von Panik aufgestiegen.
Der Backup bließ immernoch ab.
Ich glaube, das das Abblasen so etwa auf 20m - 15m aufgehört hatte. Ich weiß ehrlich gesagt nicht,
ob Matthias da nochmal was am Ventil gedreht hatte, jedenfalls war es weg.
Ich war eh mehr damit beschäftigt den Freiwasseraufstieg langsam und kontrolliert zu halten.
Als dann Matthias auch noch gestikulierte, er habe auch nur noch 70 Bar, waren wir schon auf ca. 10m.
Ich hatte an der Oberfläche genau 50 Bar noch auf dem Fini. Bei Matthias weiss ich es ehrlich gesagt nicht.
Ich hoffe ich habe mir das alles richtig behalten. Matthias sein Computer-Profil wird da wohl mehr Klarheit schaffen.
Meiner zeigt sowas leider ned an. Da muss ich mir alles "manuell" merken.


Jedenfalls fasse ich folgende Details zusammen :
1. Erster TG mit fremden Buddy auf 40m --> "vielleicht" ein Fehler (ich muss dazusagen, das Matthias ein sehr guter Buddy ist)
2. TG trotz angekündigter Probleme mit Regler auf 40m --> definitiv ein großer Fehler von uns.
3. Wechseln der Automaten ohne trifftigen Grund auf Tiefe --> eventuell ein Fehler (Aber ich muss wissen ob alles für den errnstfall funktioniert)
4. Zudrehen des falschen Ventils --> klar, ein Fehler. Aber da kommt wieder Punkt 1 ins Spiel (neuer Buddy)
5. Luftnotsituation auf 40m --> sofort reagiert (Haupt-Regler übergeben). ohne Panik aufgetaucht (kontrolliert).


Bei folgenden Details wäre der TG nicht so gut ausgegangen :
1. Panik eines oder beider Taucher
2. Wenn Hiasl nicht seine 300Bar Flasche gehabt hätte.
3. Bei ihm zusätzlich abblasender Automat.
4. Hätte ich eine 12l Flasche gehabt ??
5. Hätte ich zu spät das "keine Luft Zeichen" gegeben. Ja, es hörte nicht sofort auf ! Der Atemwiderstand stieg an.
Dies kannte ich zum Glück, da wir solche Situationen schon durchgespielt hatten.
6. unkontrollierter Aufstieg. 

 

Nach diesem Tauchgang war mir klar, dass ich mit meiner aktueller Ausrüstung so nicht weiter
Tauchen wollte. Ich konnte meine Ventile nicht erreichen. Das Notfallprozedere funktionierte 
auch nur so halbwegs. Von da an begann ich mir Gedanken zu machen, was ich an meiner 
Ausrüstung und meiner Art zu tauchen noch effektivieren kann. So kam ich endgültig auf die 
dunkle Seite der Macht und konfigurierte mich nach der DIR Philosophie.